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Vertreter/innen fünf europäischer Länder haben Ende September in Frankfurt zum Thema „Filmbildung digital? Nationale und europäische Bildungspolitik in der Praxis“ diskutiert. Ein bleibender Eindruck des Fachtags: Es passiert viel, und es muss mehr getan werden!
Die Vorträge machten deutlich, dass an vielen Stellen in Europa hart daran gearbeitet wird, Filmbildung einen festen Platz im Lehrplan aller Schulebenen zu geben. In Deutschland passiert auch so einiges… es gibt beispielsweise das Strategiepapier der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ (2016), das aus dem Beschluss zur Medienbildung (2012) hervorgeht. Diese beschäftigen sich mit der Bildung in der digitalen Welt sowie mit der Bildung über Medien selbst.
Aus Deutschland werden Projekte der Akademie für Medienpädagogik, Medienforschung und Multimedia in Bielefeld (AMMMa AG) und des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung vorgestellt. Die Filmbildungspakete, die von beiden Organisationen präsentiert werden, sind für die Schule gebaut und nutzen Filme sowohl als Anschauungsmaterial für Unterrichtsthemen, als auch zur Bildung über Film selbst. Das interaktive historisch-politische Filmbildungspaket zu Cato – DER WIDERSTAND DER CATO BONTJES VAN BEEK (Dokumentarfilm), das Olaf Schneider (AMMMa AG) vorstellt, etwa ist ein Lernmittel für den Geschichtsunterricht. Die Lerneinheit ist eingeteilt in die verschiedenen „Realitäten“ – die Bezugsrealität zu den tatsächlichen historischen Ereignissen, die Bedingungsrealität zu z.B. produktionstechnischen Voraussetzungen und die Filmrealität, die sich mit dem Film als Medium und seinem Inhalt beschäftigt. Die Devise dieser interaktiven Lernpakete ist ein visueller, handlungsorientierter Umgang mit dem Bewegtbild. Es werden anhand von Ausschnitten und Screenshots Komposition und mise en scène analysiert – in anderen Paketen wird mit Tools wie Zeitraffer, Doppelbelichtung, Schnitt oder Einfärben gearbeitet. Texte ergänzen das Ganze.
In den Niederlanden wird kritisiert, dass die Film- und Medienbildung hauptsächlich auf Projekt-Basis stattfindet, statt ein fester Teil des Lehrplans zu sein. Das EYE Filmmuseum Amsterdam (Niederlande) möchte dies ändern, zum einen durch aktives Engagement für einen festen Platz im Curriculum, zum anderen durch Seminare zur Filmbildung für Lehrer und Material zur Filmbildung in der Schule. In Zusammenarbeit mit dem Van Gogh Museum (Amsterdam) haben sie ein Bildungspaket zum Film LOVING VINCENT (PL/GB 2017) entwickelt, welches sehr kreativ arbeitet – Jugendliche in der Altersstufe 14-17 Jahren können hier neben spielerischer Analyse des Films auch selber mit Rotoskopie und Stop-Motion Technik experimentieren. Durch die fortgeschrittene Digitalisierung der Bildung in den Niederlanden lassen sich Bildungsangebote, die für Tablets oder Computer geeignet sind wie dieses, einfach in den Unterricht einbauen.
Die Vertreter der französischen „Nanouk“ Plattform haben Deutschland und den Niederlanden gegenüber den Vorteil, dass es in Frankreich schon lange eingeübt ist, sich in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, mit Kunstgeschichte, aber eben auch der Geschichte und Wirkung des Films ganz selbstverständlich auseinanderzusetzen. Die Plattform bietet Material für unterschiedliche Altersstufen an und ist nur für Schulen zugänglich – schon 22.000 Lehrkräfte sind registriert. Die visuelle Struktur der Plattform setzt auf Piktogramme und Icons, um Filme gleich zu abstrahieren – damit der Fokus auf dem Visuellen bleibt, werden diese Piktogramme und Icons auch genutzt, um Filme netzartig miteinander zu verbinden, oder ein Bild eines Films mit Kunstwerken in Verbindung zu setzen. Das Pädagogische Material setzt sich aus Aufzeichnungen von Lehrern zusammen, das zentral gesammelt und vervielfältigt wurde.
Die dänische Plattform „Filmcentralen“ setzt auf Bildung durch Film – Filme wie BEFORE THE FLOOD (US 2016) dienen dazu, in naturwissenschaftlichen oder auch sozialwissenschaftlichen Fächern über Klimawandel zu sprechen. Gleichzeitig bietet Filmcentralen auch ein Filmlexikon, das Begriffe der Filmwissenschaft anschaulich erläutert und dazu einlädt, das Gelernte gleich auf Filme anzuwenden.. Auch Filmcentralen bietet Lernmaterial für alle Altersstufen.
All diese Projekte haben gemeinsam, dass sie sich die Filmbildung in der Schule als Ziel und Aufgabe gesetzt haben, aber auch dass sie sich an den Rhythmus und die Gegebenheiten des Schulalltags anpassen müssen. Um Erfolg zu haben müssen sie in Einheiten von 45-90 Minuten einteilbar sein. Dass in diesen Zeiträumen meist kein ganzer Film gesehen werden kann, ist ein Problem, mit dem umgangen werden muss. So müssen einige der Bildungsangebote mit ausgewählten Sequenzen und Zusammenfassungen arbeiten. Dr. Petra Missomelius (Institut für Medien, Gesellschaft und Kommunikation Innsbruck) hatte am Morgen beklagt, dass der Film in der Schule den Ruf eines Pausenfüllers hat. Die Hoffnung vieler Tagungsteilnehmer/innen ist, dass zahlreiche wie die hier vorgestellten Bildungsangebote diesen Ruf verbessern können.
Viele der vorgestellten Tools helfen dabei, sich auf spielerische und unterhaltsame Art analytisch mit Filmsprache auseinanderzusetzen, zu verstehen, wie Film funktioniert. Das ist eine gute Basis, um Film anschließend als Ereignis auf der großen Leinwand zu erleben: im Kino, wo der Film sich am wirksamsten entfaltet.
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Mehr Filmbildung! Die AG Filmbildung und -vermittlung des Kinematheksverbunds hat ein Positionspapier veröffentlicht, das einen höheren Stellenwert von Filmbildung innerhalb der universitären Filmwissenschaft, an Hochschulen und in der Ausbildung von Pädagog*innen fordert.
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