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“Home is where your heart is”, sagt man. Ist das so einfach? Die freie Enzyklopädie beschreibt den Begriff “Heimat” als “[…] eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wird und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden, die zunächst Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen prägen“.
In den 1950er und 1960er Jahren hatte der Heimatfilm in Deutschland seine Blüte. Eine Zeit, in der das Bedürfnis der Menschen nach einer „Heilen Welt“ und Identifikation besonders groß war: Das Bild von idyllisch-blumigen Almwiesen, die von klaren Gebirgsbächen durchzogen werden, ist bis heute eng mit dem Genre Heimatfilm verknüpft und wirkte wie Balsam für die vom Krieg zerrüttete Gesellschaft.
Derzeit erlebt der deutsche Heimatfilm eine kleine Renaissance. Der aktuellste Vertreter des modernen Heimatfilms wurde diese Woche in der Reihe „Was tut sich – im deutschen Film?“ gezeigt. Regisseurin Lisa Miller ist derzeit gemeinsam mit ihrer Hauptdarstellerin Kathi Wolf und dem Produzenten Johannes Müller in der Republik unterwegs, um mit LANDRAUSCHEN (DE 2018) den diesjährigen Max-Ophüls-Preisträger vorzustellen.
Ungewollt verschlägt es Wahlberlinerin Toni zurück in ihren Heimatort Bubenhausen. Hier soll sie für eine Ulmer Zeitung über das Lokale Dorftreiben berichten – konfrontiert mit dem konservativen Lebensstil ihrer Eltern, alten Freund/innen aus Jugendtagen und dem allgegenwärtigen und namensgebenden „Rausch(en)“ des Dorfes. Ob damit der kakophonische Dauerlärm von Rasenmähern und sägenden Dorfbewohner/innen oder aber der alltägliche Alkoholismus derselben gemeint ist, lässt die Regisseurin offen.
Der Film spielt überspitzt mit dem Klischee des idyllischen Lebens auf dem Land und stellt dieses satirisch den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in der restlichen Republik gegenüber.
In einer Zeit, in der Lebenskonzepte wie Minimalismus, Digital Nomading en vogue und humanitäre Herausforderungen wie Fluchtbewegungen rund um den Globus brandaktuell sind, hat man dahingegen zunehmend den Eindruck, „Heimat“, das muss – sollte vielleicht sogar – kein bestimmter Ort sein, sondern kann vielmehr eine Einstellung widerspiegeln, die man an die unterschiedlichen Orte der Welt mit sich bringt.
Dementsprechend gibt es auch die „anderen“ Heimatfilme. Filme, die nicht die Idee eines ortsgebundenen Zuhauses thematisieren, sondern die Philosophie des Sprichwortes „Home is where your heart is“ vertreten. Diese Filme werden zwar oft als „Roadmovies“ bezeichnet, doch geht es genau darum: sich an vielen Orten zuhause zu fühlen.
Von heute an läuft mit 303 (DE 2017) der neue Film von Heins Weingartner in deutschen Kinos. Jule, gespielt von der Frankfurterin Mala Emde, und Jan (Anton Spieker) fahren in einem jahrzehntealten Wohnmobil von Berlin aus quer durch Europa in Richtung Atlantikküste. Der Film kontrastiert das Leben an einem festen Ort mit dem Unterwegssein – das Leben in einem Wohnmobil mit dem in einer Großstadtwohnung oder einem Einfamilienhaus.
Getreu dem Motto „Wer viel Gepäck hat, hat viel zu tragen“, treiben Patrick und Gwen in der Reise-Dokumentation WEIT. DIE GESCHICHTE VON EINEM WEG UM DIE WELT (DE 2017) das Leben und Unterwegssein mit minimalen Mitteln auf die Spitze. Einmal um die Welt – ohne Flugzeug – so weit nach Osten, bis sie aus dem Westen wiederkommen.
Sie zeigen: Vielleicht ist es tatsächlich am besten, sein Zuhause bei sich zu haben – dann braucht es auch keinen Heimatminister. Die dreijährige Reise des jungen Paares jedenfalls verdeutlicht, wie wenig von Nöten ist, um sich an den zahlreichen Orten dieser Welt zuhause zu fühlen, denn „Home is where your heart is“!
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