LECTURE & FILM: DIE REVOLUTION FINDET TROTZDEM STATT

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[threefourths_columns ]In nur vierzehn Jahren, zwischen 1961 und 1975, schuf der Dichter, Romancier und Regisseur Pier Paolo Pasolini 22 Filme, die fast ausnahmslos zu den Schlüsselwerken des Weltkinos zählen. Höchstens bei Rainer Werner Fassbinder gibt es in der Filmgeschichte einen vergleichbaren künstlerischen Schaffensdrang, und ähnlich wie bei diesem ist jeder Film Pasolinis eine Herausforderung der gesellschaftlichen Ordnung und meist auch Anlass für einen Skandal.

Von seinem Erstling ACCATTONE (IT 1961), einem schonungslosen Lebensbericht über die Armen der Vorstädte Roms, über seine Version der Passionsgeschichte IL VANGELO SECONDO MATTEO (IT/FR 1964) bis hin zu seinem letzten Film SALÒ O LE 120 GIORNATE DI SODOMA (IT 1975), eine Adaption von de Sades Die 120 Tage von Sodom oder die Schule der Libertinage über die letzten Stunden des faschistischen Regimes in Italien – Pasolinis Filme werfen auf immer neue Weise die Frage nach dem Zusammenhang von Sexualität, Spiritualität und Macht auf und machen das Kino zum Ort einer luziden Erkundung der Abgründe der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Pasolini wurde im Alter von nur 53 Jahren ermordet, die Umstände seines gewaltsamen Todes wurden niemals vollständig aufgeklärt. Doch die revolutionäre Energie, mit der er sein Unbehagen an der Nachkriegskultur formulierte, hat von ihrer Kraft bis heute nichts verloren. In der Vortragsreihe setzen sich internationale Experten wie Rembert Hüser, Klaus Theweleit oder Thomas Waugh mit Filmen Pasolinis auseinander. Begleitend zu den Lectures zeigt das Kino im November mittwochs und samstags Werke, die den Blick auf „Pasolinis Rom“ schärfen und erweitern sollen.

Die Reihe organisieren das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, das Institut für Kunstgeschichte und das Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Kino des Deutschen Filmmuseums im Rahmen des Netzwerks Hessische Film- und Medienakademie.

Website: www.pier-paolo-pasolini.de

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„Schwein oder Nicht-Sein“
Lecture von Prof. Rembert Hüser

rembert_portraitDieser Film hat einen unbändigen Appetit. „I have killed my father. Eaten human flesh. I am trembling with joy.” Auf den ersten Blick sieht PORCILE (IT/FR 1969) aus, als sei er aus OPFERGANG (1944), SIMÓN DEL DESIERTO (1965), LA CHINOISE (1968), SATANSBRATEN (1976), DAS LETZTE LOCH (1981) und MUTTERS MASKE. WER SCHREIT HAT RECHT! (1988) zusammengeschnitten. Das ist jedenfalls eine Reihe, in der man ihn sehen könnte. Auf eine Geschichte kann sich der im heißen Herbst 1969 in Italien erschienene Film nicht einigen. Im Vorspann sind alle Schweine. Eine Vulkanlandschaft und Bonn-Bad Godesberg wechseln sich als Schauplatz ab. Kannibalenhorden rennen herum, Jean-Pierre Léaud und Anne Wiazemksy haben sich zum Fressen gern. Italienische Komiker spielen Nazi-Industrielle. Einer hat den Namen Herdhitze. Wie geht man mit diesem mehrfach verschlungenen Film um? Und damit – „Psssst!” – was die Schweine am Ende bis auf den letzten Knopf verputzt
haben sollen?

Rembert Hüser ist Professor für Medienwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt.

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PORCILE Der Schweinestall

Italien/Frankreich 1969. R: Pier Paolo Pasolini
D: Pierre Clémenti, Jean-Pierre Léaud. 99 Min. 35mm. OmU

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In PORCILE erzählt Pier Paolo Pasolini die Geschichte zweier junger Männer: Der erste lebt als Einsiedler am Fuß eines Vulkans, bis er eines Tages einen Soldaten tötet und verspeist. Er wird zum Anführer eines Kannibalen-Stammes. Parallel rebelliert der andere Mann gegen seinen Vater, einen deutschen Großindustriellen. Sein Protest äußert sich in der Ablehnung des väterlichen Betriebes und in seiner erotischen Beziehung zu Schweinen. Filmkritiker Fritz Göttler urteilte: „Ein Film über Wohlstand und Wohlsein und über ihr Gegenteil, die Askese. […] Der Ekel vor dem Konsum führt bei Pasolini direkt zum Kannibalismus.“

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last]Donnerstag, 06.11.2014
Lecture 20:15 Uhr
Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr

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„Der andalusische Hund von Salò“
Lecture von Prof. Klaus Theweleit

klaus_theweleit_portraitPasolinis Film zeigt die lustvolle Inszenierung und Ausstellung des Gewaltakts als Kern der faschistischen Zurichtung der Welt – und das Lachen der Täter als deren präzisesten Ausdruck. Faschismus will Kunst sein – die Kunst der Killer.

Klaus Theweleit ist Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Kulturtheoretiker. Er ist der Autor von Männerphantasien (1978) und Das Buch der Königstöchter (2013), dem ersten Band einer auf vier Bände angelegten Arbeit zum „Pocahontas-Komplex“.

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SALÒ O LE 120 GIORNATE DI SODOMA Die 120 Tage von Sodom

Italien/Frankreich 1975. R: Pier Paolo Pasolini. D: Paolo Bonacelli,
Giorgio Cataldi. 116 Min. 35mm. OF m. deutschen u. franz. U.

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Schon die beiden Handlungsorte von Pier Paolo Pasolinis Skandalfilm sind vielsagend: Salò, Mussolinis letzter Aufenthaltsort (1944/45), und Marzabotto, wo die Nazis die Einwohner eines ganzen Dorfes ermordeten. Vieles erinnert an die Romanvorlage des Marquis de Sade: Vier sogenannte „Herren“, eingefleischte Nietzsche- und Baudelaire-Kenner, organisieren eine Jagd auf Jungen und Mädchen, um diese zu entführen und mit Hilfe von faschistischen Soldaten zu foltern und zu ermorden. Alles geschieht innerhalb von drei Tagen, drei „Erzählerinnen“ berichten von den Grausamkeiten. Die Handlung ist eingeteilt in die drei Höllenkreise Dantes: den Kreis der Leidenschaften, den Kreis der Scheiße und den Kreis des Blutes.

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Donnerstag, 20.11.2014
Lecture 20:15 Uhr
Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr

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ROMA Fellinis Roma

Italien/Frankreich 1972. R: Federico Fellini
D: Peter Gonzales Falcon, Anna Magnani. 128 Min. OmeU

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Federico Fellinis Porträt der italienischen Hauptstadt ist einzigartig in der Filmgeschichte: So pulsierend lebendig und zugleich so hässlich und vom Verfall bedroht ist Rom bis dato noch nie gezeigt worden. Die Geschichte zeichnet persönliche Eindrücke Fellinis nach, der in den 1930er Jahren aus der italienischen Provinz nach Rom kam. Es wird gegessen und gepöbelt, der U-Bahn-Bau bringt archäologische Funde zu Tage und auf den Straßen darüber herrscht ein apokalyptisches Verkehrschaos. Huren und Freier treffen auf Dichter und Denker, während der Adel eine makabre Modenschau für den Papst und die Nonne von Welt veranstaltet.

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Samstag, 01.11.2014
18:00 Uhr

Mittwoch, 05.11.2014
18:00 Uhr

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GENTE DI ROMA

Italien 2003. R: Ettore Scola
D: Giorgio Colangeli, Antonello Fassari. 100 Min. 35mm. OmU

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Erst als Altmeister wagte sich Ettore Scola an sein Rom- Porträt – „früher hätte ich Angst gehabt wegen Fellini und der unvermeidlichen Vergleiche mit seinem ROMA“, gestand der Regisseur. In seiner melancholischen Hommage erkundet Scola die Stadt Rom und ihre Einwohner: Was ist aus Italiens Hauptstadt geworden? Was treibt die Menschen um, die ihren Alltag in Rom bestreiten: die Männer, die auf den Plätzen der Stadt verweilen, die Menschen in den Altersheimen, die Arbeitslosen und Intellektuellen? Die Mischung aus herzlicher Wärme und Gleichgültigkeit, mit der der Film Rom begegnet, veranlasste die Kritiker zu Vergleichen mit Woody Allens New-York-Filmen.

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Mittwoch, 12.11.2014
18:00 Uhr

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LA DOLCE VITA Das süße Leben

Italien/Frankreich 1960. R: Federico Fellini
D: Marcello Mastroianni, Anita Ekberg. 174 Min. Blu-ray. OmeU

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LA DOLCE VITA betrachtet die dekadenten Sitten der Römer und schweift immer wieder zu religiösem Zynismus über – besonders imposant dann, wenn eine Christusstatue am Helikopter hängend über die Dächer Roms transportiert wird. Vor allem aber erzählt Fellini von der Langeweile des „Dolce Vita“ – des süßen Lebens – die den Klatschreporter Marcello Rubini, Filmdiven, Prostituierte, Adelige und ganze Partygesellschaften heimsucht. Ganz nebenbei prägt Fellini den Begriff des „Paparazzo“ und kreiert Bilder für die Ewigkeit, wie eine nächtliche Szene mit Anita Ekberg und Marcello Mastroianni im eiskalten Wasser des Trevi-Brunnens.

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Samstag, 15.11.2014
17:00 Uhr

Mittwoch, 19.11.2014
20:00 Uhr

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LADRI DI BICICLETTE Fahrraddiebe

Italien 1948. R: Vittorio De Sica
D: Lamberto Maggiorani, Enzo Staiola. 88 Min. 16mm. OmeU

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In den Nachkriegsjahren lebt der arbeitslose Antonio Ricci mit seiner Familie in bitterer Armut. Als er eine Stelle als Plakatkleber bekommt, scheint sich die Lage zu bessern. Um die Strecken zwischen den Plakatwänden zurückzulegen, ist Ricci allerdings auf sein Fahrrad angewiesen. Als dieses geklaut wird, fürchtet er den Verlust seines Arbeitsplatzes und streift durch die italienische Hauptstadt, auf der Suche nach den Fahrraddieben. LADRI DI BICICLETTE gilt als Meilenstein des italienischen Neorealismus: Vittorio De Sica verließ die Filmateliers und drehte mit Laien in den Straßen Roms, um die sozialen Missstände eindrücklicher darstellen zu können. Mit Erfolg: Der Film wurde 1950 mit dem Golden Globe und einem Ehrenoscar ausgezeichnet.

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Samstag, 22.11.2014
18:00 Uhr

Mittwoch, 26.11.2014
18:00 Uhr

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