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Die Zeit vergeht wie im Flug! Jetzt waren die Kinder des MiniFilmclub Stieglitzenweg schon weitere fünf Male im Filmmuseum und haben sich an den Film, seine Geschichte und Entstehung, den Aufführungsort Kino und an filmische Produktionsweisen und Macharten herangetastet. Mittlerweile sind sie richtige Kino-Profis geworden. Wissen, dass der Film aus einem kleinen Raum hinter dem Kino kommt, ein Streifen durch einen Projektor läuft und die Bilder vergrößert auf der Kinoleinwand erscheinen; dass ein Vorführer in diesem Raum steht, der den Film einlegen und Bild und Ton einstellen muss, damit wir im Kino überhaupt etwas zu sehen bekommen. Und natürlich haben sie Filme gesehen. Filme, auf die ihre erste Reaktion zunächst Entrüstung war: „das ist ja gar kein richtiger Film!“. Durch das eigene Bearbeiten des Materials wurde dann aber ein Prozess des sich Einlassens in Gang gesetzt. Wir sind begeistert, dass die Kinder unsere Auswahl an Kunst- und Experimentalfilmen so gut aufnehmen und auch unseren Blick auf diese Klassiker nochmals völlig verändern.
Aber nun noch einmal der Reihe nach:
Einheit DA und Thaumatrop basteln
Bevor wir gemeinsam den ersten Film sahen, gab es zuerst einmal im Museum vieles zu bestaunen. Nachdem wir bei unserm ersten Treffen das Haus erkundet hatten, ging es beim zweiten Besuch in die Dauerausstellung. Dort gab es einiges zur Vor- und Frühgeschichte des Films zu entdecken. Optische Spielzeuge und Funktionsmodelle machten auf wundersame Weise die Illusion von Bewegung im Film erfahrbar, es galt, vieles auszuprobieren. Die Camera Obscura und die Laterna Magica wurden lebhaft untersucht und getestet. So geschah es von ganz alleine, dass die Kinder sich die elementaren Prinzipien des Films wie „Schaulust“, „Bewegung“, „Aufnahme“ oder „Projektion“ aneigneten und anhand der Funktionsmodelle in der Ausstellung gegenseitig erklärten.
Kinomagie
Beim dritten Treffen erlebten die Kinder erstmals diesen magischen Ort Kino mit den roten, weichen Sesseln, der großen Leinwand und den Lichtstrahlen, die durch das Dunkel fallen und bewegte Bilder vor uns entstehen lassen. Auch den Vorführraum mit den großen Projektoren, in den man als Kinobesucher normalerweise nicht hineinkommt, dürfen die Kinder entdecken. Sie lernen Michael, den Vorführer, kennen, und erfahren von ihm, wie die Bilder auf die Leinwand kommen und wie die Filme in die Projektoren gelegt und dann mit einer Lichtquelle durchleuchtet und durch eine Vergrößerungslinse auf die Kinoleinwand projiziert werden. Aber was ist das überhaupt für ein wundersames Material, das hier durch die Maschine rattert? Die Kinder bekommen Filmstreifen in die Hände und können das Material Film erforschen. Zum Abschluss gibt es noch eine besondere Aktion. Über ein Mikrofon kommunizieren die Kinder mit Michael im Vorführraum, wo Blankfilm in einer Schleife durch den Projektor läuft und auf Zuruf der Kinder von Michael mit Farben bemalt wird. Hui, das ist ein Spaß! Ein zaghaftes „Michael, bitte, bitte gelb…“ wird zu „jetzt alle Farben, bitte“ und die Kinder verfolgen mit munterem Geschrei, wie immer mehr Farben über die Leinwand tanzen und ihr ganz eigener Film entsteht. Auch für die Großen eine ganz besondere Erfahrung! Den ersten eigenen Film dürfen die Kinder in einer Schatzfilmdose in die Einrichtung mitnehmen.
Trübsal adé
Nachdem wir nun schon die Vor- und Frühgeschichte des Films in der Dauerausstellung kennengelernt und das Kino als Ort mit seiner Maschinerie erkundet haben, machen wir dem Clubnamen beim vierten Besuch nun alle Ehre und wollen den ersten Film sehen. Wir sind etwas aufgeregt und fragen uns, wie die Kinder unsere Auswahl aufnehmen werden.
Die Kinder skandieren „Kino, Kino, Kino“ und stürmen den ihnen nun schon vertrauten Ort. Sie schaffen sich ihr eigenes Aneignungsritual und geben zugleich ihrem Bewegungsdrang nach und bei allen folgenden Sitzungen lassen wir sie das gerne tun: Im Kino-Labyrinth laufen die Kinder durch jede einzelne Sitzreihe, einmal von oben nach unten und meist auch noch mal zurück.
Und nun: Vorhang auf, für den ersten ‚richtigen’ Film. Wir haben uns für „Begone Dull Care“ / „Trübsal Adé“ von Norman McLaren und Evelyn Lambart, einen Avantgarde-Film aus dem Jahre 1949 entschieden. Der Film entstand ohne Kamera, wurde handbemalt und gekratzt. Ein Farbenmeer pulsiert im Rhythmus der Jazzmusik des Oscar Peterson Trio. Auf der großen Leinwand erzeugt dieser frühe Kunstfilm eine beeindruckende Wirkung. Und so sind die Kinder zunächst sprachlos, bevor sie jedoch zögerlich beginnen, uns ihren Unmut mitzuteilen: „Was ist das denn für ein Film?“, „Das ist kein Kinderfilm“, „Ich will einen richtigen Film sehen“ und sogar „ihr habt uns angelogen…“- uff ein vernichtendes Urteil. Wir versuchen, die Situation zu retten, indem wir den Kindern im Vorführraum den Film im Projektor zeigen, dort sieht er doch ganz real aus. Na gut, wir gehen in die Werkstadträume, wo schon Blankfilm, Filzstifte und Eiweißlasurfarben bereitstehen um à la McLaren filmisches Material zu bearbeiten. Nach anfänglicher Skepsis wird mit großer Akribie jedes einzelne Bild des Filmstreifens bemalt. Als wir die bemalten Streifen durch unseren Handkurbelprojektor drehen und die Kinder ihre Werke direkt an die Wand projiziert sehen können, haben wir ihre Begeisterung wieder geweckt. Abschließend sehen wir ihre bemalten Filmstreifen im Kino und im Vergleich noch einmal den anfänglichen Impulsgeber für die heutige Aktiveinheit “Trübsal adé”. Zu unserer Erleichterung nun völlig andere Reaktionen – die Wahrnehmung der Kinder ist durch das eigene Bearbeiten des Materials geschärft, sie sehen in der abstrakten Mustern nun “Würstchen” “Laub mit Vogel” “ein Haus”, “Regen” und rufen ihre Interpretationen munter und mit Genuß beim Sehen laut. Zum Abschluss bekommen Sie eine DVD von “Trübsal adé” zum Mitnehmen in die Einrichtung.
Spiel mit Steinen
Heute steht der zweite Film auf dem Programm „Hra s kameny“ / „Spiel mit Steinen“. Ein Trickfilm von Jan Svankmajer aus dem Jahre 1965, der Figuren und Formen aus Steinen zum tanzen bringt. Die Kinder haben Steine aus der Einrichtung mitgebracht, mit denen wir später kleine Figuren legen und animieren wollen. Aber zunächst freuen wir uns zu hören, dass die Kinder ihren „Wasserfarbenfilm“ vom letzten Treffen nochmals sehen möchten. Von der anfänglichen Skepsis gegenüber des abstrakten und handbemalten Films keine Spur mehr! Wir erfüllen Ihnen diesen Wunsch und stellen dann den heutigen Film vor. Gekonnt kommentieren die Kinder das Gesehene: Die Männchen, die Svankmajer entstehen lässt, die Formen, die ineinander verschwimmen, sich auflösen und wieder zu neuen Strukturen finden und den Rhythmus, der durch das Anzeigen einer Kuckucksuhr getaktet ist. Inspiriert beginnen die Kinder vor dem Kino eigene Steinmännchen zu legen und zu animieren, die in den einzelnen Bewegungsphasen abfotografiert und zu Daumenkinos zusammengesetzt werden. Das Prinzip, wie aus den einzelnen Bildern Bewegung entstehen kann (z.B. in Form eines Daumenkinos) und wie der Trickfilm mit diesem stroboskopischen Effekt arbeitet, ist längst selbstverständlich.
Zum Abschluss sehen wir „Spiel mit Steinen“ unter vielen Kommentaren der Kinder nochmals im Kino, während die Daumenkinos gedruckt werden und überreichen später die zweite DVD für die Einrichtung.
Spiel mit Steinen II
Unsere MiniFilmclub- Kinder sind bereits nach dem zweiten Kinobesuch richtige Kunst- und Experimentalfilm-Profis. Daher heute nochmals Vorhang auf für ihren „Steine- Film“, zu dem wir heute eine weitere Aktiveinheit gestaltet haben. Selbst nach der langen Winterpause erinnern sich die Kinder noch an viele Details des Svankmajer Films und kommentieren munter das Gesehene. Wir wagen uns heute an eine komplexere Technik des Arbeitens mit und Produzierens von bewegten Bildern und gehen mit den Kindern an den Tricktisch. Wieder haben die Kinder Steine gesammelt und aus der Einrichtung mitgebracht, die wir heute mit der Legetricktechnik wie Svankmajer zum Leben erwecken wollen. Hier ist jetzt Teamwork angesagt. Die Kinder wechseln sich am Bedienen des Schnittprogramms am Computer und am Legen und Animieren der Steine auf dem Trickfilmtisch ab. Es entstehen kleine Sequenzen mit Steinmännchen und abstrakten Formen, die durch das Bild tanzen. Eine mühselige Arbeit, die zeigt, welchen Aufwand Svankmajer mit seinem Film betrieben hat und wie behutsam man mit dem Verändern der Figuren und Formen arbeiten muss, damit eine stimmige Bewegung entsteht- keine leichte Aufgabe! Wir merken, dass diese Technik den Kindern doch viel Konzentration abverlangt. Als wir dann jedoch gemeinsam die entstandenen Filme ansehen, sind alle stolz über die selbstproduzierten kleinen Steine-Filme und kommentieren fröhlich. Zum Abschluss sehen wir einen weiteren Steine- Trickfilm: „The River“ von Al Jarnow und wir überreichen den Kindern eine weitere DVD für die Einrichtung.
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