Neuerscheinung: Geliebt und verdrängt

[threefourths_columns ] 416 Seiten, 24,80 Euro
Ab 28. Juli im Shop des Deutschen Filmmuseums sowie im Online-Shop erhältlich.

Locarno-deutsch-700px-rgb-72dpiGeliebt und verdrängt: Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963. Unter diesem Titel präsentiert das Festival del film Locarno vom 3. bis 13. August in der Schweiz seine große Retrospektive. Den begleitenden gleichnamigen Katalog gibt das Deutsche Filminstitut heraus und setzt damit einen seiner wichtigsten Arbeitsschwerpunkte fort.

In ihren Beiträgen zeigen die 33 Autor/innen, dass das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland vielfältig, konfliktfreudig und lebendig war – und somit überraschend anders, als die gängigen Ansichten und Urteile es beschreiben. Seicht und belanglos soll es gewesen sein? Ohne Interesse an der Thematisierung drängender gesellschaftlicher Probleme und der Aufarbeitung deutscher Schuld? Orientiert an Kitsch und vermeintlichem Massengeschmack? Gleichförmig und vorhersehbar?

„Überraschend unverschämt, erotisch, frech, frivol, vulgär, bizarr sind die Filme der 1950er und frühen 1960er“, hält Rainer Knepperges dagegen und plädiert in seinem Text „Mamas Kino lebt!“ dafür, die erotischen Unter- und Obertöne im Kino der Adenauer-Ära zur Kenntnis zu nehmen.

Dominik Graf entwirft eine Typologie der Film-Männer und großen Stars jener Jahre: O. W. Fischer, Dieter Borsche, Carl Raddatz, Mario Adorf, Hansjörg Felmy, Rudolf Prack und Robert Graf, der Vater von Dominik Graf. Marco Grosoli, Chris Fujiwara und Hannu Nuotio blicken aus der Perspektive Italiens, der USA und Finnlands auf das Kino der Bundesrepublik jener Zeit. Stefanie Plappert porträtiert den weithin vergessenen Victor Vicas, Elisabeth Streit den Schauspieler und Regisseur Peter Lorre, Hervé Dumont den Remigranten Robert Siodmak, Thorsten Krämer den Film- und Fernsehregisseur Michael Pfleghar als Vertreter einer „Zwischen-Generation“. Rudolf Worschech spürt stilistischen Tendenzen im Werk herausragender Kameramänner wie Friedl Behn-Grund und Göran Strindberg nach und kommt zu dem Fazit, dass die „Behauptung, dass die Filme der Nachkriegszeit filmtechnisch miserabel waren, zu den großen Missverständnissen der Filmgeschichtsschreibung“ gehört. Ralf Schenk beleuchtet frühe Koproduktionsversuche zwischen Ost- und Westdeutschland. Claudia Dillmann und Olaf Möller, die den Katalog herausgeben, grundieren die Publikation mit Artikeln zum Produktionskontext sowie den wichtigsten thematischen und stilistischen Konstanten des Kinos jener Zeit. 270 Abbildungen aus den Archiven des Deutschen Filminstituts und weiteren Archiven ergänzen die Texte. Vielstimmig und meinungsstark, mit Wertungen und Interpretationen, die einander mal widersprechen, mal ergänzen, entsteht so das umfassende Panorama eines Kinos, von dem es weite Teile noch zu entdecken gilt.

Ausgewählte Filme der Retrospektive sind im Herbst auch im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen.

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For English see below.

Eine Kooperation des Deutschen Filminstituts mit dem Festival del film Locarno.

Der Katalog wird ermöglicht durch die Förderung der Georg und Franziska  Speyer’schen Hochschulstiftung, des Förderkreises des Deutschen Filminstituts und von German Films.[/onefourth_columns_last]

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Retrospective catalogue

„Beloved and Rejected: Cinema in the Young Federal Republic of Germany from 1949 to 1963“

416 pages, 24,80 Euro
Available in our Online-Shop from July 28th.

locarno_mockup_Englisch-beschnittCinema in the young Federal Republic was varied, combative, and lively – surprisingly different from the way established views and judgements describe it.

Superficial and inconsequential? Uninterested in dealing with urgent societal problems or the working through of German guilt? Oriented towards kitsch and putative mainstream tastes? Homogenous and predictable? A very different picture emerges from the 33 texts in this book which were written for the occasion of the 2016 Festival del film Locarno. Polyphonic and outspoken, the authors here explore the diversity of filmmaking during the Adenauer years. As a result, a comprehensive panorama of the era and its cinema emerges, large parts of which have yet to be discovered.

Rainer Knepperges, for example, states: “The films of the 1950s and early 1960s are surprisingly brazen, erotic, brash, frivolous, vulgar, and bizarre – contrary to their reputation.” And Dominik Graf ends his essay by saying: “The points of breakage in the German film are also its continuity. The alleged provincialism was in fact its infinite strength. Its ‘falsehoods’ were a very novel way of acting truthfulness – and that is the honest reason why it is possible to – really – love the strange West German post-war film.”

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The catalogue is made possible through the support of the Georg und Franziska Speyer’sche Hochschulstiftung, the Förderkreis des Deutschen Filminstituts and by German Films. [/onefourth_columns_last]