GELIEBT UND VERDRÄNGT – November 2016

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„Großartig und irritierend“ nannte der Tagesspiegel die vom Deutschen Filminstitut mitveranstaltete Retrospektive zum bundesdeutschen Nachkriegskino, die im August dieses Jahres beim Festival del film Locarno zu sehen war. Und Daniel Kothenschulte schrieb in der Frankfurter Rundschau: „Man kommt kaum heraus aus dem Kino, um ja nichts zu verpassen.“ Um auch dem Frankfurter Publikum die Möglichkeit zu geben, an dieser Retrospektive teilzuhaben, zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums eine Auswahl wichtiger Filme der Reihe, ergänzt um eine große Zahl weiterer entdeckungswürdiger Werke.

Das Anliegen dieser Schau: zu zeigen, dass das Kino der Adenauer-Ära sich bei genauerem Hinsehen als vielgestaltiger, ambivalenter und brüchiger erweist als gängige filmhistorische Erzählungen glauben machen; dass es politischer und poetischer, ästhetisch ambitionierter und abgründiger, wilder und sinnlicher war als sein Ruf. Anders als in Locarno, wo der Kriminalfilm als Genre im Vordergrund stand, liegt im Deutschen Filmmuseum ein starker Akzent auf dem Heimatfilm:
einem genuin bundesrepublikanischen Phänomen, das bislang in seiner Komplexität und Bedeutung kaum gewürdigt wurde. Die Auswahl ist heiter gestimmt, lustvoll, mit einem Zug zur Frivolität, bis hin ins Delirante. Das zeigen Titel wie Paul Mays DIE LANDÄRZTIN (BRD 1958) oder Hans Schott-Schöbingers NACKT, WIE GOTT SIE SCHUF (BRD/AT/IT 1958). Es ist ein lebendiges, vielschichtiges, reiches Kino, das in einem so intensiven Dialog mit seinem Publikum stand, wie man es seither nicht mehr gesehen hat.

Wie im Oktober wird es vor allen Filmen Einführungen geben: Neben Mitarbeitern des Hauses sind erneut Autor/innen des Katalogs zur Retrospektive sowie weitere Filmwissenschaftler/innen zu Gast im Filmmuseum.

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locarno-deutsch-700px-rgb-72dpiDas Begleitbuch zur Retrospektive, aufgrund der großen Nachfrage schon in zweiter Auflage erschienen, ergänzt die Filmschau mit 33 Essays und einer Vielzahl – teils bisher unveröffentlichter – Bilder. Zu den Autoren gehört etwa Dominik Graf, der den Männerbildern im Kino der Adenauer-Ära nachspürt, den Stars und den Eigentümlichkeiten ihrer Darstellungsweisen. Carolin Weidner beleuchtet den Zusammenhang zwischen der jungen deutschen Literatur und der Filmindustrie, während Christoph Huber die Populärliteratur und ihre vielfache Verarbeitung in (Genre-) Filmen betrachtet. Rudolf Worschech lenkt den Blick auf das hohe technische wie künstlerische Können der Kameraleute der Nachkriegszeit, Stefanie Plappert porträtiert den Regisseur Victor Vicas, und Rainer Knepperges weist nach, dass „Papas Kino“ im Grunde „Mamas Kino“ war.

Kaum erschienen, gilt „Geliebt und verdrängt“ schon als „Standardwerk“ (Verena Lueken, FAZ) und war bereits Filmbuch des Monats August (hhprinzler.de). Für Horst Peter Koll im Film-Dienst liegt die Qualität des Buchs darin, „dass es sich bemüht, nicht in Vorurteile zu verfallen, also auch nicht das verpönte ‚Opas Kino‘ gegen den ‚rebellischen‘ Jungen deutschen Film auszuspielen, sondern in einer Gesamtschau auf das kreative Potenzial in allen Genres und Formaten zu verweisen, auf Durchlässigkeiten, frühe Kontinuitäten und komplexe Entwicklungslinien, die man bisher zu schnell übersehen hat (wollte), um bequeme Schlagworte, Kategorien und Urteile zu kreieren.“

Herausgegeben von Claudia Dillmann und Olaf Möller
416 Seiten, 270 Abbildungen, 24,80 €

Der Katalog wird ermöglicht durch die Förderung der Georg und Franziska Speyer’schen Hochschulstiftung, des Förderkreises des Deutschen Filminstituts und von German Films.

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VIELE KAMEN VORBEI

BRD 1956. R: Peter Pewas
D: Harald Maresch, Frances Martin, Christian Doermer. 80 Min. 35mm

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Ein Mord(versuch), erzählt aus drei Perspektiven: der des radfahrenden Serientäters, der des Opfers und der des ermittelnden Beamten. VIELE KAMEN VORBEI ist ein gestalterisch eigensinniger, zwischen poetischem Realismus und abstrakten Bildwelten fiebrig oszillierender Thriller, der seinerzeit bei der Kritik viel Aufsehen erregte. Produziert wurde der Film von Gerhard T. Buchholz, einem der faszinierendsten Irrlichter der damaligen Kinolandschaft.[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Dienstag, 01.11.2016
20:30 Uhr

Sonntag, 13.11.2016
18:00 Uhr

Einführung am 13.11.:
Winfried Günther (Deutsches Filminstitut)[/onefourth_columns_last]

NACKT, WIE GOTT SIE SCHUF

BRD/Österreich/Italien 1958. R: Hans Schott-Schöbinger
D: Marisa Allasio, Rik Battaglia, Carl Wery. 94 Min. 35mm

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Nackt wie Gott sie schuf: Film in Farbe

Ungefähr von 1956 an ging es mit dem Heimatfilm rasch abwärts. Interessantes findet sich danach vor allem im ewig-schillernden Geschmacksniemandsland der Exploitation. NACKT, WIE GOTT SIE SCHUF gehört zu den thematisch reichsten Exemplaren dieser letzten schönen Berg- und Meerfilmjahre: Ein angehender Priester gerät in Glaubenskonflikte durch die Avancen einer jungen Frau, die ihrerseits im Bann des Eros jener derben Bauarbeiter steht, mit denen das Kloster erbittert um die Wasserzufuhr streitet. Der Film basiert auf einer Schrift von Johannes Mario Simmel, des Linksliberalen der deutschsprachigen Nachkriegs-Bestsellerliteratur.

Einführung

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Dienstag, 08.11.2016
20:30Uhr

Einführung:
Gary Vanisian (Filmkollektiv Frankfurt)

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WALDWINTER – GLOCKEN DER HEIMAT

BRD 1956. R: Wolfgang Liebeneiner
D: Claus Holm, Sabine Bethmann, Rudolf Forster. 97 Min. 35mm

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WALDWINTER: Film in Farbe

Schon in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs begann eine gewaltige Fluchtbewegung aus Teilen Mittel- und Osteuropas. Wer als deutsch galt oder sich als Deutsche/r verstand, machte sich auf den Weg. Am Ende waren mehrere Millionen Menschen unterwegs, mit dem Ziel, in der BRD eine neue Heimat zu finden. WALDWINTER – GLOCKEN DER HEIMAT zeigt klug, dass Heimat nichts Statisches ist, sondern etwas, das man in sich trägt, eine Haltung, eine Hoffnung und auch eine Sehnsucht.

Einführung

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Donnerstag, 10.11.2016
18:00 Uhr

Einführung:
Andreas Beilharz (Deutsches Filminstitut)

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DIE LANDÄRZTIN

BRD 1958. R: Paul May
D: Marianne Koch, Rudolf Prack, Margarete Haagen. 92 Min. 35mm

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Paul May, neben Wolfgang Schleif der unbesungene BRD-Großmeister des Regiehandwerks, zeigt sich hier von seiner entspanntesten Seite: Die schlichte Geschichte von der Städterin mit den modernen Ideen und Methoden, die sich gegen die geballten Vorurteile eines Bergdorfes durchsetzen muss, hat er mit einem guten Ohr für amüsante Nuancen und einem wachen Auge für inszenatorisch schlanke Lösungen umgesetzt. Im Übrigen ist DIE LANDÄRZTIN ein Muss für jeden Dominik-Graf-Interessierten, war der Film doch die Kerninspirationsquelle für dessen delirierende Dorffarce DR. KNOCK (DE/AT 1996).

Einführung

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Freitag, 11.11.2016
18:00 Uhr

Einführung:
Julian Bodewig (Junger Filmclub Treppe 41)

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DIE ROTE

BRD/Italien 1962. R: Helmut Käutner
D: Ruth Leuwerik, Rossano Brazzi, Gert Fröbe. 100 Min. 35mm

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Regisseur Helmut Käutner reflektierte später seine Wahl von Ruth Leuwerik für die Hauptrolle seines Filmes DIE ROTE kritisch: „Ruth Leuwerik war von vornherein verloren für diesen Stoff. Obwohl sie (…) eine ideale Interpretin war. Wenn man sie überhaupt nicht gekannt hätte, hätte damit eine Karriere begonnen. Aber sie, (…) die untadelige Dame der deutschen Gesellschaft, (…) war hier eine moderne, gebrochene Figur, eine Sekretärin, die mit zwei Männern lebte und einem dritten anheim fiel in Venedig – das war etwas, was die Leute von ihr nicht wissen wollten. Ich wollte das nicht einsehen und (…) habe damit den Film leider aufs Spiel gesetzt.“

Einführung

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Samstag, 12.11.2016
18:00 Uhr

Mittwoch, 16.11.2016
18:00 Uhr

Einführung am 16.11.:
Carolin Weidner (Filmkritikerin)
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DOROTHEA ANGERMANN

BRD 1959. R: Robert Siodmak
D: Ruth Leuwerik, Bert Sotlar, Alfred Schieske. 105 Min. 35mm

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Pastor Angermann fürchtet, seine Tochter Dorothea sei im Inneren genauso verdorben wie ihre Mutter, die ihn für einen anderen Mann verließ, und erzieht sie deshalb mit eiserner Strenge. Als sie vom Koch Mario ein Kind erwartet, erzwingt er die Hochzeit, obwohl auch der Ingenieur Michael Sever um ihre Hand anhält. So übergibt er seine Tochter einer unglücklichen Ehe, aus der die junge Frau sich zu befreien versucht. Robert Siodmaks zweite Verfilmung eines Theaterstücks von Gerhart Hauptmann lässt sich auch als Kampf der Generationen um Sitte und Moral lesen.

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Freitag, 18.11.2016
18:00 Uhr

Sonntag, 20.11.2016
20:30 Uhr

Einführung am 18.11.:
Rudolf Worschech (epd Film)
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MAYA. DER FILM VOM DEUTSCHEN FILMNACHWUCHS

BRD 1957. R: Franz Schömbs, Haro Senft, Wolf Schneider, Herbert Vesely, H. C. Opfermann, Walter Koch
104 Min. 35mm

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MAYA ist ein Kuriosum: der Versuch, mithilfe eines gemeinsamen Filmprojektes einen bundesdeutschen Filmnachwuchs zu schaffen – und in die Industrie zu integrieren. Die Idee dazu kam von einem Urgestein der Amateurfilmaktivisten: Walter Koch. Zwei der Regisseure, Haro Senft und Herbert Vesely, gehörten fünf Jahre darauf zu den Unterzeichnern des Oberhausener Manifests.

Einführung

[/threefourths_columns] [onefourth_columns_last ]Dienstag, 22.11.2016
18:00 Uhr

Einführung:
Lars Henrik Gass (Direktor der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen)

Vorfilm: EINE MELODIE – VIER MALER BRD 1955. R: Herbert Seggelke. 14 Min. 35mm
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